Professor Jochem Tiefers, eigentlich Experte für die Unterrichtung von Straßenverkehrsregeln, leidenschaftlicher Handwerker und Besitzer einer Einrichtung zur Prüfung der Tauglichkeit von Personen im Bezug von intradimensionaler
Fortbewegung, kaufte das Gebäude am Ostwall 237 im Frühjahr 2019. Er plante eine Erweiterung seiner Ausbildungsstätte, um die Anzahl an fahrtüchtigen Personen in Krefeld massiv zu erhöhen. Zudem sollte in den unteren Etagen eine Lagerstätte seiner Maschinerien entstehen.
Kurz nach dem Erwerb des Gebäudes besichtigte der Professor daher die Räumlichkeiten gemeinsam mit seinem Sohn. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich dort noch letzte Spuren des zuvor ansässigen Zahnlabors. Karge Steinwände, sterile Fliesenböden und Einbauschränke aus einer anderen Zeit prägten das Erscheinungsbild im Inneren. Eine Etage unterschied sich jedoch deutlich von den anderen.
Das erste Untergeschoss war von den Vorbesitzern ungenutzt geblieben und befand sich dementsprechend in einem maroden Zustand. Die neuen Besitzer wagten sich, den Traum einer prachtvollen Garage im Hinterkopf, dennoch dorthin vor. Die von Schimmel zerfressene Tür, die sich nur noch durch die sie umhüllende Staubschicht aufrecht hielt, musste zunächst vollständig demontiert werden, doch dahinter verbarg sich ein kleiner Schatz. Zwischen haufenweise Schutt und Geröll fanden sich allerlei alte Gerätschaften und Möbelstücke, die unter dem Rad der Zeit ihren Glanz zwar verloren hatten, aber dennoch die Neugierde der beiden Entdecker weckten. Tagelang brachten die beiden dort zu und räumten so viel Müll beiseite, wie sie nur konnten. Dabei entdeckten sie Werkzeuge und Messapparaturen aus sämtlichen Epochen des vergangenen Jahrhunderts, aber auch solche, die sich selbst nach einer ausgiebigen Recherche im Internet keiner Zeit und keinem Hersteller zuordnen ließen.
Am fünften Tag schließlich sollten die beiden den wohl wichtigsten Fund machen: Einen Aktenschrank. Wie durch ein Wunder waren die meisten Unterlagen noch gut lesbar und vom Verfall verschont geblieben. Allerdings war vieles entweder in einer schwer leserlichen Handschrift verfasst oder in wissenschaftlichen Formeln niedergeschrieben. Auffällig war lediglich die vermehrte Erwähnung der Relativitätstheorie, eine Formel, die die beiden oft und wieder erkannten, und schließlich auch ein Gebäudeplan, der bei seinem Fund großes Erstaunen hervorrief. Dieser Plan zeigt das Innere des gesamten Gebäudes und damit nicht nur die erwarteten fünf oberirdischen Etagen, sondern auch 18 weitere, unterirdische Stockwerke.
Vom Entdeckergeist gepackt machten Professor Tiefers und sein Sohn auch gleich die Türe ausfindig, die sie in die in die weiteren Untergeschosse bringen sollte. Dort mussten sie jedoch gleich feststellen, dass diese kaum begehbar waren. Fast unaushaltbare weitere fünf Wochen dauerte es, bis ein geeignetes, weil verschwiegenes, Team aus Höhlenforschern und Bergbauspezialisten zusammengestellt war, das die unterirdische Anlage erkunden konnte. Professor Tiefers und seinem Sohn blieb in dieser Zeit des Wartens nur das wiederholte Wälzen der gefundenen Unterlagen und entsprechender Fachliteratur, um diese zu verstehen. Dabei dämmerte ihnen schon bald, dass sie ihr Team wohl noch um einige Mechaniker, Handwerker und Wissenschaftler erweitern würden müssen.
Und ihre Vermutungen bestätigten sich tatsächlich. In den 18 unteren Etagen entdeckte das Forscherteam insgesamt drei Reaktoren, die keinen bisher existierenden Energiequellen gleichen. Hinzu kommen unzählige verschlossene Türen, von denen nur etwa 10% auf den Karten verzeichnet sind. Aufgrund dieser Erkenntnisse mussten nun viele Prozesse gleichzeitig in Gang gebracht werden. Während Professor Tiefers an der Oberfläche zur Tarnung eine Kneipe aufbaute und den ursprünglichen Zustand der Räumlichkeiten wiederherstellte, arbeitete im Untergrund das stetig wachsende Team daran, die Reaktoren wieder zum Laufen zu bringen, die geheimnisvollen Türen zu öffnen und die Kontrolle über die verborgenen Mechanismen zur Steuerung von Zeitreisen zu erlangen.
Im Laufe dieser über ein Jahr andauernden Arbeiten, in deren Zuge noch weitere Aufzeichnungen gefunden und damit auch der Name der Forschungseinrichtung Limbus wiederentdeckt wurde, konnte tatsächlich ein Reaktor zum Laufen gebracht werden. Auch die auf der Karte verzeichneten Türen sowie etwa 2% der nicht verzeichneten Türen konnten geöffnet werden. Dabei verschwanden jedoch über 80% des Teams.
Seit September 2020 laufen daher nun Bemühungen, den Limbus als Escape Room Anbieter zu etablieren und so Testpersonen zu rekrutieren, die die noch unerforschten Türen der Einrichtung betreten und damit Erkenntnisse für den Fortbestand der Menschheit gewinnen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden.